Hamburg am 12.04.2024
Zwei Stunden vor Einlass in der New Optik-Arena in Hamburg-Wilhelmsburg für eine in Deutschland vermeintlich unbekannte Band, das müsste locker reichen! Für dieses Ereignis offensichtlich nicht. Kilometerlange Menschenschlangen ließen fast eine Demonstration vermuten – und das war es auch, eine Demonstration für melodischen Hardrock aus Skandinavien (woher auch sonst?)
Das Vorprogramm gestalteten „Those Damn Crows“ eine Band, mal nicht aus Nordeuropa, sondern aus „Wales, not England“, wie der Sänger dem Publikum eindringlich mitteilte. Diese sind zurzeit hoch in den englischen Charts. Ihre gegenwärtige Single „We’ll Find A Way“ stellte den ersten großartigen Höhepunkt des Abends da. Das äußerst gemischte Publikum, rund 2000 junge Menschen vor der Bühne und etwa genausoviele Junggebliebene auf den Sitzrängen, war sehr angetan und zufrieden von dem, was die Waliser darboten. Vereinzelt waren Kommentare zu hören wie, „das wird schwer zu toppen sein von Takida“. Aber- das war dann doch kein Problem! Die Schweden, die sich selbst tAKiDA schreiben, um die Schulfreunde Robert Petterson und Tomas Wallin, toppten alles.
Als erstes Stück kam ein Folksong, komplett im Dunkeln gespielt, gefolgt von der aktuellen großartigen Single „Third Strike“, bei der es dann auch richtig losging. Im Laufe des Konzerts brachten Takida dann alle ihre Hits, von denen man gedacht hatte, es gäbe sie gar nicht, weil sie außer in Schweden nirgends platziert gewesen sind. Das Publikum kannte sie jedoch, sang mit, interagierte mit Wallin und Petterson, der im Kilt einen besonderen Blickfang bot, und ihren vier Mitstreitern.
Takidas Spektrum reicht von Balladen, Folk-Elementen, Rock bis hin zu Melodic-Metal. Sie sind sich auch nicht zu schade, Pop-Elemente und eindrucksvolle mindestens dreistimmige Gesangspassagen in großer Zahl einfließen zu lassen, allerdings immer gewürzt durch das, was guten Hardrock ausmacht. Sie können es einfach! Zudem spürt man die musikalische Reife von Mittvierzigern, die seit Jahren in Komposition und Darbietung hitorientiert arbeiten und dies nicht zum Nachteil der Songqualität.
In schneller Folge wurden „Better“, „Master“ und auch der schwedische Spitzenreiter „Curly Sue“ und viele andere gebracht. Nach anderthalb Stunden war dann zunächst Schluss. Die Zuschauerinnen und Zuschauer wollten aber Takida noch nicht entlassen. Der Reigen der Zugaben wurde eingeleitet durch den absoluten und gefeierten Höhepunkt des Abends „The Loneliest Hour“. Danach gab es noch drei weitere Ereignisse, unter anderem die ganz neue Single „Your Blood Awaits You“. Publikum und Band waren nun erschöpft, beide Seiten schieden zufrieden voneinander. Deutlich wurde, Takida ist mehr als ein Geheimtipp, Takida ist auf dem Weg zu den ganz Großen! Fast muss man hoffen, dass sie es nicht schaffen, denn es steht zu befürchten, dass eine Steigerung der Beliebtheit weniger Publikumsnähe und mehr Anonymität und vielleicht auch weniger Gefühl und mehr Perfektion mit sich bringt. Im Moment ist es perfekt, es geht nicht besser!