tAKIDa

Pappelpark-Bühne Schwerin am 23.08.2025

Es gibt nicht viele Bands, deren Konzerte ich zweimal besucht habe, die Eagles, Toto, Foreigner, Little River Band und jetzt ´, zwanzig, dreißig Jahre später – Takida. Die gaben ihr Konzert am 23.8.2025 im Schweriner Pappelpark, einer neuen Eventmöglichkeit mit dem Charme einer Industriebrache, aber irgendwie doch ansprechend. Um Takida zu sehen und zu hören, musste man zunächst die beiden Vorbands überstehen, aber das war überhaupt kein Problem, denn die treten anderswo als Headliner auf und waren entsprechend gut. Formosa, die erste Band war ein Überraschungsakt, niemand hatte von ihrem Kommen gewusst, sie traten eine Stunde vor dem offiziellen Beginn auf. Sie hatten die undankbare Aufgabe, das Publikum einzustimmen, dies dann aber mit lupenreinem Hardrock prima gelöst. Das Publikum war sehr angetan. Dann kamen, ach ja, auch die für mich zum zweiten Mal, denn die hatte ich ja schon einmal mit Takida zusammen gehört, „Those Damn Crows“. Die sind ganz großes Kino. Schon das zweite Stück „Find a Way“ erwies sich als erster Höhepunkt des Abends und riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Gegen Ende verschwanden alle bis auf den Sänger Shane Greenhall von der Bühne, er gab eine Solo-Performance am Klavier, dann plötzlich die Band wieder da, krachend einsetzende Gitarren, klasse! Die rund 1500 Zuhörer, überwiegend deutlich über dreißig, spendeten überschwänglich begeisterten Applaus.
Nach einer relativ kurzen Umbaupause kamen sie! Deutschlands Lieblingsschweden! Die designierten Roxette-Nachfolger! Nur musikalischer, überraschender und härter! Sie konnten es sich erlauben, mit einer Folknummer zu starten und danach mit ihrer aktuellen Single „The Game“ fortzufahren. Dann ließen sie ihre Hits nacheinander vom Stapel u.a. „You Learn“, „Don’t Wait Up“, Your Blood Awaits You“. Höhepunkte natürlich „Haven Stay“, „Better“ und „What About Me“, die das Publikum zum Toben brachten, nur noch getoppt von „The Loneliest Hour“. Hier musste man befürchten, dass der alte Schornstein dieser Lokalität in sich zusammenfallen würde. Stücke wie „Third Strike“ und „Master“, die für andere Bands Hits bedeuten würden, gingen fast ein bisschen unter. Am Ende des Events beeindruckten „The Edge“ und „Sickening“, das live gespielt ungeheuer druckvoll und eindringlich wirkt. Jedes dieser musikalischen Highlights wurde perfekt dargeboten und von beeindruckenden Lichteffekten untermalt. Aber leider wurde mit jedem Stück auch deutlicher, dass es Robert Petterson nicht so gut ging, seiner stimmlichen Darbietung tat es jedoch keinen Abbruch. Die anderen fingen etwaige Schwächen vor allem in der Bewegung sehr routiniert auf und unterstützten ihren Frontmann. Es ist ein Genuss Matthias Larsson und Tomas Wallin über die Bühne hetzen zu sehen und dabei ihrem Gitarrenspiel, das sich nicht vor den Größen des Genres verstecken muss, zu lauschen. Kristoffer Söderström ist ein Virtuose am Schlagzeug, Chris Rehn an den Keyboards ist grandios und dann ist da noch Robert. Es gibt Momente, in denen er fast zerbrechlich wirkt, dann folgen souveräne und starke Passagen. Er ist insbesondere bei den weiblichen Zuschauern zwischen 30 und 60 Jahren außerordentlich beliebt, auch weil er eine Mischung aus Melancholie, Schüchternheit, Kreativität und Humor darstellt und gegenwärtig in der Rockszene tatsächlich außergewöhnlich ist. Auch männliche Rockfans gleichen Alters schätzen ihn und seine Stimme und seine Texte, begegnen ihm aber mit weniger Empathie.
Fazit: Dieser Abend hatte mit den drei Bands, die alle nicht nur hörenswert waren, durchaus den Charakter eines kleinen Festivals in einer etwas schrägen, aber doch gemütlichen und eindrucksvollen Location. Insgesamt war es ein bisschen schade, dass sich das Verhältnis von Gesang und Instrumenten als nicht perfekt gemischt erwies, die Texte blieben dadurch ein wenig auf der Strecke, aber die Zuschauer beherrschten sie ja und wussten, was gesagt werden sollte. Das Geld für dieses Event war sehr gut angelegt, was man dafür bekam war mehr als Spitzenklasse. “Natürlich werde ich mir wieder ein Ticket kaufen, wenn Takida in die Nähe (sagen wir mal 300 km Umkreis) meines Wohnorts kommen.
Moment, was ist passiert? Ach du liebe Zeit! Das ist mein Outing! Als Fan! Von Those Damn Crows und Takida! Ich als Lübecker sage trotz einer Anfahrt von 75 Kilometern : „Dankeschön Schwerin für diesen unvergesslichen Abend mit drei fantastischen Bands!“